Überblick:
1. Impuls beim Treffen der Liturgischen Dienste
2. Segnung mit Wasser aus dem gesamten Seelsorgeraum
3. Predigt bei der Abschlussmesse
4. Diözesane Richtlinie für Wort-Gottes-Feiern
1. Treffen der Ausübenden liturgischer Dienste im Seelsorgeraum Voitsberg 24.10.2024
Impuls des Bischofs
Zunächst: * Dank für den Dienst und das vielfältige Engagement
* Damit wird etwas Wesentliches der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils umgesetzt, die "leitourgia" ernst nimmt, was übersetzt heißt "Tun des Volkes". Vorher war es Tun des Priesters, jetzt eben Feier aller - mit unterschiedlichen Rollen und Funktionen, wie das halt bei jeder Gemeinschaft ist.
* Danke, dass Sie sich die Zeit auch zur spirituellen Vertiefung nehmen - und verbunden damit die Bitte, dies des öfteren zu tun, also sich in dem zu vertiefen, was wir machen. Liturgische Dienste dürfen nie nur Erfüllung einer Aufgabe sein, sondern sind Teil der Feiern unseres Glaubens und damit von etwas für unser Kirchesein sehr bedeutsames.
* Dieser Abend soll daher u.a. dazu dienen, uns selbst ein wenig in die Tiefe dessen führen zu lassen, was Liturgie bedeutet, mit der wir uns dauernd beschäftigen.
1. Blick auf die Gesellschaft
Wir leben mitten in dieser Welt und ein Aspekt, der plakativ als Situationsanalyse benannt werden kann hierfür, ist die Zunahme an Individualisierung, verschärft durch die Pandemie. - Wenn wir aber an Kirche denken, sind wir dagegen alternativ: denn Kirche ist Vergemeinschaftung.
Dies gilt aber auch für uns: Wir sind als Kirche nur dann ihrem Wesen entsprechend, wenn wir das Miteinander und Zueinander ernstnehmen - und das kann im Seelsorgeraum gut gelebt werden. Daher: Leben vor Ort - in Pfarren - und: Leben im Miteinander, durch Austausch, Vernetzung usw.
Mit einer solchen Lebensweise [von Kirche] dienen wir einer Gesellschaft, in der Individualisierung auf der Tagesordnung steht.
2. Liturgie
Wenn ich unter "Liturgie" den "offiziellen Gottesdienst" der Kirche verstehe, dann sind darunter die Sakramente und das Stundengebet gemeint. Viele dieser Feiern - "Gottesdienst" ist hierbei eben der Überbegriff - sind keine Messe und viele daher auch ohne Kommunion, weil diese zur Messfeier gehört. - Im 20. Jahrhundert musste ein Papst sogar ein Dekret herausgeben, in der die mindestens einmalige Kommunion pro Jahr eingemahnt wurde - heute ist es vielfach so, dass alles an Gottesdienst auf die Kommunion reduziert wird: Wie sehr sich doch in einigen Jahrzehnten die Wahrnehmungen ändern!
Daher gilt es, die "reduzierte" Wahrnehmung kirchlicher Feiern - praktisch immer Messe - wieder auf eine frühere Vielfalt zurückzuführen, in der die Eucharistiefeier wirklich als "Gipfel" (hierzu braucht es einen Anweg) bzw. Quelle (aus dieser muss sich das Wasser in den Bach ergießen, sonst verkommt sie zum Tümpel) erfahren wird. Das heißt also auch, dass die Vielfalt anderer Gottesdienstformen wie Andachten [Mai, Totenwachen, Rosenkranz, ...] auch unabhängig von liturgischen Feiern geübt und bewusst platziert werden sollen - auch deswegen, weil diese eben "Volks-Gottesdienste" sind.
Und: es gilt noch viel zu entdecken und zu leben, was in der Liturgiekonstitution und sich in der etwa daraus erfließenden "Allgemeinen Grundordnung für die Messe" steht, u.a.
* alle, die einen Dienst ausüben - es ist ja Feier der Kirche! - sollen mit einziehen
* liturgische Kleidung für alle, die einen Dienst ausüben - es ist ja Feier der Kirche!
* in er Messfeier sollen nur jene Hostien konsekriert werden, die in der Feier auch ausgeteilt werden; im Tabernakel sollen nur so viele sein, wie unter der Woche für die Krankenkommunion
und das Sterbesakrament ("Viaticum")1 benötigt werden. - Daraus folgt: viele Debatten, etwa die ob bei einer Wort-Gottes-Feier Kommunion gespendet werden soll oder nicht, gäbe es eigentlich nicht, würden wir die seit 60 Jahren geltenden Regeln durchführen.
Mit anderen Worten: wir haben noch viel zu lernen und zu leben, damit Liturgie als "Tun des Volkes" erfahrbar ist. Die Frage etwa: "Wir wünschen Sie es, Herr Bischof?" dürfte eigentlich nicht vorkommen, weil die Standards überall gleich gelebt werden, aber die Form dann doch in der Art der Feier vor Ort eine entsprechende ist [kleine Pfarren haben etwa andere Möglichkeiten als größere usw.]
3. Anmerkung zu neuesten Entwicklungen
Durch die Pandemie nahmen streaming-Angebote und auch TV-Übertragungen zu; auch die Radioübertragung von Messfeiern ist nach wie vor "Quotenhit". Durch das unter 1. hier Geschilderte ist etwa auch klar, dass der "Genuss" einer medial übertragenen Feier eher der Einstellung vieler entspricht, weil Homilie etc. ausgesucht werden kann usw.
Doch: all das soll uns eigentlich ermuntern, auch vor Ort - Kirche lebt eben aus der Beziehung zu- und miteinander und zu Gott! - mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, entsprechend würdig und schon zu feiern, damit die Bedeutung der Liturgie deutlich wird.
Wilhelm Krautwaschl
2. Segnung mit Wasser aus dem gesamten Seelsorgeraum
Wenn man die Landkarte unseres Seelsorgeraums anschaut, dann sieht man, dass alle Quellen, Bächlein und Gerinne, die u.a. am Roßbachkogel, in den östlichen Hängen des Peterer Riegels, auf der Hebalm, am Walzkogl des Gleinalmzugs oder im Nordosten von Graden zwischen den Höfen Gratzer und Kinknikl entspringen, sich im Seelsorgeraum - auf der Höhe von St. Johann vollständig - mischen und dann gemeinsam und kraftvoll der Mur und weiter dem Schwarzen Meer zusteuern.
Deshalb haben wir kleine Gläser mit Wasser aus den Quellen und Bächen der Pfarren im Seelsorgeraum gefüllt: Das Wasser kam aus dem Sallabach, Gradnerbach, Södingbach, Teigitschbach, Gössnitzbach, Ligistbach, der Kainach und dem Packer Stausee sowie aus individuellen Quellen in Voitsberg, Köflach, Graden, Stallhofen und Geistthal und schließlich vom Brunnen vor der Wallfahrtskirche zum Hl. Wasser in Kainach.
Dieses Wasser mischt sich jetzt im Taufbrunnen und wird gesegnet. Es erinnert uns an die Taufe, die uns mit Jesus verbunden hat und in dessen Geist wir unsere Gemeinschaft im Seelsorgeraum Voitsberg leben und heute kraftvoll feiern wollen.
Karina Preiß-Landl
3. Predigt bei der Abschlussmesse
in Voitsberg am 27.10.2024, 10:00
30. Sonntag i.J. - B
L1: Jer 31,7–9; L2: Hebr 5,1–6; Ev: Mk 10,46–52
1. Auf zwei Passagen des heutigen Evangeliums möchte ich mich und Sie bei der heutigen "Schlussmesse" der Bischöflichen Visitation in Ihrem Seelsorgeraum aufmerksam machen. Zunächst aber möchte ich mich für die vielen Begegnungen und das Organisieren der beiden Wochen bedanken, die mich in so manche "Besonderheit" dieses Landstriches, der einer von 48 Seelsorgeräumen der Steiermark ist, eingeführt haben. Ich meine, dass diese beiden Passagen auch für unser Leben als Kirche hier in diesem Raum von Bedeutung sind.
2. Zunächst - und ich meine, dass wir hier nicht schnell drüberlesen dürfen: es ist für mich jedes Mal bei der Lektüre dieser Bibelstelle sonderbar, dass ein Blinder (!) aufspringt und ohne etwas zu sehen auf Jesus zuläuft. Die Stimme Jesu und all das, was ihn ausmacht, ist so faszinierend, dass die rechte Orientierung auf alle Fälle gefunden wird. Und das gilt für unser Leben aus dem Glauben in der Kirche hier im Seelsorgeraum ganz besonders. Gerade angesichts der Tatsache, dass für viele Kirche nicht mehr so von Bedeutung zu sein scheint - knapp 67% der hier Lebenden sind katholisch - ja mehr noch, dass mehr und mehr Menschen sich als "religiös unmusikalisch" ausgeben, ist es von Bedeutung, dass wir, die wir uns zur Kirche bekennen, darum mühen, um die Schätze unseres Glaubens zu wissen und diese auch gut überlegt argumentieren können. Ist dies nicht der Fall, dürfen wir uns nicht wundern, dass da und dort so manch Befremdliches sich einschleicht, oder auch radikalisierend lediglich damit argumentiert wird, dass wir eben katholisch sind ... Darüber hinaus gibt es ja da und dort auch das Phänomen, "katholisch" aif eine gewisse Art der Frömmigkeit reduziert zu sehen, die dann alle leben müssten - und dem entsprechend können viele nicht folgen, oder aber wird kirchliches Leben auf Brauchtumsfeiern reduziert, deren Kern immer mehr verkommt. Den Ruf Jesu als einen wahrzunehmen, der wirklich Orientierung gibt für die Herausforderungen, die sich jeder und jedem stellen, ist angesagt - und das ohne "abzuheben", denn "Gott kommt uns im Heute entgegen", um unser Zukunftsbild in Erinnerung zu rufen. Ich bitte Sie daher am heutigen Tag: Werden Sie nicht müde, gemeinsam mit denen, die Ihnen von der Diözese an die Seite gestellt werden, nach Wegen zu suchen, sich selbst im Glauben zu festigen, damit wir alle jederzeit bereit sind, Rede und Antwort zu stehen, wenn wir nach der Hoffnung gefragt werden, die uns erfüllt. - Eine Nebenbemerkung sei hier noch gestattet: diese Hoffnungsperspektive kann, ist sie wirklich ernstgemeint, nicht einfach rechts oder links liegengelassen werden, wenn halt Schwierigkeiten mit Fehltritten von Menschen in der Kirche auftreten, da es ja um Gott geht und nicht um die Menschen, von denen wir bekanntlich sagen, dass sie alle sündhaft sind.
3. Das zweite Beispiel ist die Frage Jesu, der ja eigentlich um die Blindheit des Sohnes des Timäus weiß: "Was willst du, dass ich dir tue?" Die Frage mag verwundern, aber so sehr geht Jesus vom Leben der Menschen aus, dass er die Freiheit des Menschseins dieses einen ernstnimmt, die eben darin besteht, sich auch zu äußern. - Wenn wir unser Zukunftsbild leben wollen, dann bedeutet dies eben (auch): nicht einfach Überkommenes, auch wenn es noch so schön sein mag und uns über Jahrhunderte viel geholfen hat, weiter und unhinterfragt weiterzupflegen - zu schnell ist die Gefahr vorhanden, dass es zum bloßen Brauchtum verkommt und wir als Kirche sind ja nicht einfach ein Brauchtumsverein - ich habe es vorhin schon erwähnt! Auch nützt es nichts sich an vergangene Zeiten zu erinnern, in denen - angeblich - alles besser gewesen sei: diese sind eben vergangen und können auch nicht wiederbelebt werden durch Maßnahmen, die gesetzt werden. Es heißt vielmehr: die Fragen, Nöte und Sorgen der Menschen wahrnehmen und mit ihnen den Weg gehen,
nach dem wir in unseren Pfarrgemeinderäten oder Pfarrteams suchen, damit mehr und mehr ER das Sagen hat bzw. bekommt. Ihre vielen Initiativen im sozialen Bereich legen gerade davon ein großartiges Zeugnis ab. All das bringt freilich eine neue Form von Kirche mit sich, die nicht bloß daran interessiert ist, um es im Bild zum Ausdruck zu bringen, wann ich vor Ort "meine" Messe mit "unserem Pfarrer" habe. Die Liebe des Evangeliums wirklich zu leben, bedeutet eben auch die Anerkenntnis, dass der Mensch neben mit und damit die Pfarrbewohner der Nachbarpfarre gleich wichtig sind wie ich mich selbst und meine kirchliche Erfahrung in Pfarre, Bibliothek, Kindergarten, Ordenshaus, ... ernstnehme. Damit eben aus dem Nebeneinander unterschiedlichster kirchlicher Erfahrungen ein Miteinander wird, was ja alles andere ist als ein Einheitsbrei - schon allein deswegen, weil auf der Pack und in den anderen 4 "Bergpfarren" Kirche anders gelebt werden muss und kann bzw. wird wie in Maria Lankowitz als Wallfahrtsort und erst recht in Salla, Bärnbach, Piber, St. Johann, Ligist, Graden, Kainach, Mooskirchen, Stallhofen oder Geistthal. Ach ja: wir sind eben alle Brüder und Schwestern und nicht zunächst Voitsberger oder Köflacher.
4. Nochmals: "Vergelt's Gott für Ihr Leben hier!" und damit auch "Vergelt's Gott für all das, was Sie mir in diesen Wochen der Begegnung zugemutet haben". Ja, bitte: Richten Sie diesen Dank allen aus, die heute nicht da sind oder nicht da sein können, vor allem auch denen, die in der Seelsorge mit Ihnen "hauptamtlich" als Laien, Diakone oder Priester leben. Und: "Gehen wir, unseren Glauben vertiefend und mit den Menschen samt ihren Anliegen gemeinsam voran!“
Bischof Wilhelm Krautwaschl
4. Diözesane Richtlinie für Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen und Hochfesten
Der Diözesanbischof hat mit Dekret vom 30. September 2022, Ord.-Zl.: 9 Li 2-22, mit Wirksamkeit vom 1. Oktober 2022 eine Diözesane Richtlinie für Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen und Hochfesten wie folgt in Kraft gesetzt:
1. Kapitel: Einleitung
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Im Vertrauen auf diese Zusage Jesu feiern wir in jeder Liturgie die Zuwendung Gottes zum Menschen, die sich im Leben und Handeln Jesu Christi gezeigt hat. Die Liturgie als Ort der Gegenwart des dreieinen Gottes und der Begegnung mit ihm wird so zum „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt“, und zur „Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ (SC 10).
Die Kirche kennt einen reichen Schatz liturgischer Formen.Dazu zählen beispielsweise die Feiern der Sakramente, die Sakramentalien, die Wort-Gottes-Feier, die Tagzeitenliturgie und die Andachten. In all diesen Formen kommt dem Wort Gottes eine zentrale Bedeutung zu. „Die Kirche hat die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Herrenleib selbst, weil sie, vor allem in der heiligen Liturgie, vom Tisch des Wortes Gottes wie des Leibes Christi ohne Unterlass das Brot des Lebens nimmt und den Gläubigen reicht“ (DV 21). Christus ist in seinem Wort gegenwärtig. Er ist „Wort des lebendigen Gottes“, das auch in uns lebendig werden möchte. „Er selbst spricht, wenn die Heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden“ (SC 7).
Wort-Gottes-Feiern haben in unserer Diözese eine besondere Bedeutung. Gerade dort, wo in einer Pfarrkirche nicht jeden Sonntag und an jedem Feiertag Eucharistie gefeiert werden kann, ist es wichtig, dass die Gemeinde vor Ort zusammenkommt, um den Tag zu heiligen und das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi in einer Wort-Gottes-Feier zu begehen. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil regte die Förderung selbstständiger Wort-Gottes-Feiern an, gerade „an den Vorabenden der höheren Feste, an den Wochentagen im Advent oder in der Quadragesima sowie an den Sonn- und Feiertagen, besonders da, wo kein Priester zur Verfügung steht …“ (SC 35).
2. Kapitel: Die Wort-Gottes-Feier an Sonntagen und
Hochfesten
Als Kirche sind wir berufen, uns besonders am Sonntag und an Feiertagen zu versammeln, Christus in unserer Mitte zu wissen und seine heiligende Begegnung zu erfahren.
Dies liegt nicht allein in der Verantwortung des Priesters und der Hauptamtlichen. Die ganze Gemeinde ist aufgrund ihrer Berufung aus Taufe und Firmung Trägerin der Liturgie. Deswegen ist es das Anliegen aller Getauften, dass an jedem Sonntag und an den Feiertagen eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus in der Liturgie möglich ist.
Die erste und grundlegende Form der sonntäglichen Liturgie ist die Eucharistiefeier. Diese soll mindestens in einer Kirche im Seelsorgeraum gefeiert werden.1 In Pfarrkirchen, in denen die Eucharistie am Sonntag und an Feiertagen nicht gefeiert werden kann, soll sich die Mitverantwortung der ganzen Gemeinde an der Heiligung des Tages in Form einer Wort-Gottes-Feier oder einer anderen liturgischen Form (zum Beispiel Tagzeitenliturgie) zeigen.
Die Wort-Gottes-Feier ist eine eigenständige und vollwertige Liturgie. Sie trägt die Chance in sich, die oft übersehene Bedeutung des Wortes Gottes – dass Gott auch in seinem Wort gegenwärtig ist, wovon die Kirche immer überzeugt war – wiederzuentdecken. Sie belebt die Vielfalt der liturgischen Formen und ermöglicht so die gottesdienstliche Gemeinschaft vor Ort, gerade dort, wo keine Eucharistie gefeiert werden kann. Wenn also in einer Pfarre an einem Sonntag oder an Hochfesten die gemeinsame Feier einer Heiligen Messe nicht möglich ist, erfüllt man auch kirchenrechtlich das Sonntagsgebot durch die Teilnahme an einer Wort-Gottes-Feier: „Wenn wegen Fehlens eines geistlichen Amtsträgers oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund die Teilnahme an einer Eucharistiefeier unmöglich ist, wird sehr empfohlen, dass die Gläubigen an einer Wort-Gottes-Feier teilnehmen, wenn eine solche in der Pfarrkirche oder an einem anderen heiligen Ort gemäß den Vorschriften des Diözesanbischofs gefeiert wird, oder dass sie sich eine entsprechende Zeit lang dem persönlichen Gebet oder dem Gebet in der Familie oder gegebenenfalls in Familienkreisen widmen.“ (can. 1248, §2)
3. Kapitel: Die Gestaltung der Wort-Gottes-Feier
3.1 Der Aufbau
Der Aufbau einer Wort-Gottes-Feier orientiert sich an dem Grundmodell, welches das Österreichische Liturgische Institut im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz
erarbeitet hat. Das Werkbuch „Die Wort-Gottes-Feier“2 bietet dafür die Vorlage.
Die Wort-Gottes-Feier sieht zwei „Hauptteile“ vor: die Verkündigung des Wortes Gottes und die Antwort der Gemeinde. Darin zeigt sich ein Dialog: Es ist zuerst Gott, der zu uns spricht. Wir geben ihm in unseren Gebeten und Handlungen eine dankende, bittende, klagende und
preisende Antwort auf sein Wort.
3.2 Die Vielfalt der Dienste
Die Wort-Gottes-Feier ist – wie jede Liturgie – eine gemeinschaftliche Feier: Alle Christinnen und Christen sind zur „vollen, bewussten und tätigen Teilnahme“ (SC 14) an der Liturgie berufen. Dies zeigt sich im Mitfeiern genauso wie auch in der Ausübung verschiedener liturgischer Dienste. Zu diesen Diensten zählen: Leiterin/Leiter, Lektorin/Lektor, Kantorin/Kantor, Organistin/Organist, Chor, Ministrantin/Ministrant, Vorbeterin/Vorbeter etc. So wird eine lebendige Kirche sichtbar, die getragen ist von Menschen mit unterschiedlichen von Gott geschenkten Charismen.
3.3 Einzelne Elemente der Wort-Gottes-Feier
In sonntäglichen Wort-Gottes-Feiern werden die Bibeltexte entsprechend der kirchlichen Leseordnung vorgetragen. So wird die weltweite Gemeinschaft der Kirche deutlich.
Zeichenhandlungen in der Wort-Gottes-Feier dienen dazu, das eigene Leben im Gebet zum Ausdruck zu bringen. Solche Zeichenhandlungen sind beispielsweise Taufgedächtnis, Lichtdanksagung, Weihrauchspende, Verehrung des Wortes Gottes und Riten mit Symbolen.
Bewusste Zeiten der Stille ermöglichen eine persönliche Vertiefung in das Wort Gottes.
Gesang und Musik sind „notwendiger und integrierender Bestandteil“ (SC 112) der Wort-Gottes-Feier. Sie fügen sich in das Ganze der Liturgie ein und sind deshalb gemäß der Kirchenjahreszeit und der liturgischen Ordnung auszuwählen.
Bestimmte Segnungen im Kirchenjahr können auch von den Leiterinnen und Leitern von Wort-Gottes-Feiern durchgeführt werden. So zum Beispiel die Adventkranzsegnung, der Blasiussegen, die Aschensegnung, die Osterspeisensegnung, die Gräbersegnung und andere mehr (siehe Benediktionale: „Segnungen im Laufe des Kirchenjahres“).
„Mess-Stipendien“ können für Wort-Gottes-Feiern nicht entgegengenommen werden. Wenn aber jemand anlässlich einer Wort-Gottes-Feier eine besondere Gebetsmeinung hat, so soll die Gebetsmeinung in den Fürbitten (oder am Beginn der Feier) aufgegriffen werden. Die Möglichkeit, anlässlich der Gebetsmeinung auch ein Mess-Stipendium zu geben, bleibt unberührt, jedoch ist der Spender ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass diese Messe entweder zu gegebener Zeit vor Ort gefeiert oder das Stipendium an den Ordinarius weitergegeben wird.
1 Vgl. Zukunftsbild II, 9.
2 Wort-Gottes-Feier. Werkbuch für die Sonn- und Festtage, herausgegeben von den Liturgischen Instituten Deutschlands und Österreichs im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz, des Erzbischofs von Luxemburg und des Bischofs von Bozen-Brixen, Trier 2004. (Es sei hier besonders auf die „Pastorale Einführung“ im
Werkbuch hingewiesen.)
3.4 Die Frage nach der Kommunionspendung innerhalb der Wort-Gottes-Feiern
Wort-Gottes-Feiern werden in unserer Diözese in der Regel ohne Kommunionspendung gefeiert. Im Mittelpunkt der Wort-Gottes-Feier steht die Gegenwart Jesu in seinem Wort. Papst Benedikt XVI. hat in einem Schreiben über das Wort Gottes gesagt: „Die Sakramentalität des Wortes lässt sich in Analogie zur Realpräsenz Christi unter den Gestalten des konsekrierten Brotes und Weines verstehen. Wenn wir zum Altar gehen und am eucharistischen Mahl teilnehmen, empfangen wir wirklich den Leib und das Blut Christi.
Die Verkündigung des Wortes Gottes in der liturgischen Feier geschieht in der Einsicht, dass Christus selbst in ihr gegenwärtig ist und sich uns zuwendet, um aufgenommen zu werden. … Christus, der unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich gegenwärtig ist, ist in analoger Weise auch in dem Wort gegenwärtig, das in der Liturgie verkündigt wird.“3 In der Begegnung mit seinem Wort ereignet sich also auch eine „Kommunion“: Wir nehmen Christus über unsere Ohren auf und bereiten ihm einen Platz in unserem Herzen.
Auch der untrennbare Zusammenhang von Gabenbereitung, eucharistischem Hochgebet und Kommunion in der Eucharistiefeier legt es nahe, die Wort-Gottes-Feiern ohne Kommunionspendung zu feiern. Denn zum Auftrag des Herrn „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19) gehört die ganze, von einem Priester geleitete Eucharistiefeier.
Die Praxis einer Wort-Gottes-Feier mit Kommunionspendung würde diesen wesentlichen Zusammenhang der Eucharistie vergessen lassen. Die Kommunion ist nur unter bestimmten Umständen außerhalb der Heiligen Messe zu spenden (zum Beispiel als Krankenkommunion,
besonders in Krankenhäusern und Pflegeheimen, oder als Wegzehrung am Ende des Lebens).
Darüber hinaus kann es pastorale Gründe geben, die eine Wort-Gottes-Feier in der Pfarrkirche in Ausnahmefällen mit Kommunionspendung sinnvoll erscheinen lassen (zum Beispiel, wenn innerhalb eines Monats keine Sonntagsmesse gefeiert werden könnte, oder an einem Krankensonntag, oder an Hochfesten).
3 Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Verbum Domini“ von Papst Benedikt XVI.,
4. Kapitel: Die Leiterinnen und Leiter von Wort-Gottes-Feiern
4.1 Die Leiterinnen und Leiter
Zur Leitung einer Wort-Gottes-Feier sind Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten sowie Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Amts wegen
für den Seelsorgeraum beauftragt. Weitere Personen können diesen Dienst ehrenamtlich nach einer Ausbildung und bischöflichen Beauftragung ausüben (Wort-Gottes-Feier-Leiter).
4.2 Voraussetzungen und Ausbildung ehrenamtlicher Leiterinnen und Leiter von Wort-Gottes-Feiern
Ehrenamtliche Leiterinnen und Leiter von Wort-Gottes- Feiern werden für den gesamten Seelsorgeraum beauftragt.
Dafür werden
• ein Beschluss im Pfarrgemeinderat bzw. im pastoralen Pfarrteam oder – wenn es diese in der Pfarre nicht gibt – im Pastoralrat,
• das schriftliche Ansuchen um Beauftragung vom Seelsorgeraum-Leiter bzw. handlungsbevollmächtiger Person für Pastoral oder – sofern noch kein Seelsorgeraum-Leiter und keine handlungsbevollmächtige Person für Pastoral ernannt wurden – vom Pfarrer vor Ort,
• eine Vereinbarung über den Umfang der ehrenamtlichen Tätigkeit und
• die vollständige Teilnahme an einem diözesanen Ausbildungskurs vorausgesetzt.
Die bischöfliche Beauftragung zur Wort-Gottes-Feier-Leitung wird im Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes überreicht und die neuen Leiter und Leiterinnen von Wort-Gottes-Feiern der Gemeinde vorgestellt. In Pfarren mit regelmäßigen Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen soll es mindestens zwei vom Bischof beauftragte Personen zur Wort-Gottes-Feier-Leitung geben.
Mit der Leitung von Wort-Gottes-Feiern kann nur beauftragt werden, wer folgende Voraussetzungen erfüllt:
Diese Person
• ist getauft und gefirmt und führt ein christliches Leben,
• ist mit dem pfarrlichen und liturgischen Leben vertraut,
• wurde vom Pfarrgemeinderat bzw. pastoralen Pfarrteam oder Pastoralrat für diesen Dienst bestimmt,
• hat sich Kenntnisse für die Gestaltung und Leitung von Wort-Gottes-Feiern in einem diözesanen Ausbildungskurs erworben,
• verpflichtet sich zur Teilnahme an liturgischen Weiterbildungsangeboten.
Die Beauftragung zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern ist auf fünf Jahre befristet und kann nach Zustimmung des Seelsorgeraum-Leiters bzw. der handlungsbevollmächtigen Person für Pastoral oder – sofern noch kein Seelsorgeraum-Leiter und keine handlungsbevollmächtige Person für Pastoral ernannt wurden – vom Pfarrer vor Ort und nach Beschluss des Pfarrgemeinderates bzw. pastoralen Pfarrteams oder Pastoralrates durch den Bischof verlängert werden.
Diese Regelung tritt mit dem 1. Oktober 2022 auf fünf Jahre in Kraft und ersetzt die Diözesane Richtlinie für pfarrliche Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen und für Segensfeiern vom Juli 2017 (Ord.-ZI.: 9 Li 2-17).
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